Ich liege auf dem Rücken in meiner neuen Küche. Das eine Kind sitzt an den Bügelperlen im Wohnzimmer, das andere Kind macht Hausaufgaben am Schultisch und das Baby, das Baby heißen wird, bis es die Volljährigkeit erreicht hat, klettert beherzt über mich. Ich liege auf dem Rücken und obwohl ich gänzlich Multi-tasking unfähig bin, mache ich mehrere Dinge gleichzeitig: ich liege auf dem Yoga Block und mich zu dehnen (das Baby die Stockwerke hoch tragen bemerkt mein Rücken), ich plane Essen für morgen, warte auf die Mami-Kreisel-Nachricht wegen der Schuhe, ich überlege, was das Geschenk für den Kindergeburtstag werden soll und obwohl das schon alles recht viel auf einmal ist, drücke ich mich gleichzeitig davor, mit den Abendessens-Vorbereitungen anzufangen. Ahem. Außerdem läuft die Waschmaschine, der Trockner und die Spülmaschine habe ich schon zum zweiten Mal heute ausgeräumt. Wer das lies und Kinder hat, denkt jetzt vielleicht müde „warum schreibt sie das alles, ich habe einen eigenen Haushalt und war schon beim Wort ‚Bügelperlen‘ eingeschlafen.“ Ich bitte um Verzeihung. Und verspreche zum Punkt zu kommen, denn nach dem Blitzgedanken, den ich hatte, musste ich aufstehen und mich an den Rechner setzen um ihn aufzuschreiben. Und während ich nun schreibe, brummt der Trockner im Endstadium, an die Waschmaschinentür klongt ein Reißverschuß rhythmisch und alle paar Wörter muss ich innehalten und beantworten, ob man „75“ denn „sieben fünf“ schreibt oder „fünf sieben“. Und 50+8+2 ist 60, korrekt. Will sagen: Ich kann mich keine 5 Sekunden konzentrieren und doch bin ich gerade auf einen wichtigen Gedanken gekommen: Ich habe mich verrechnet. Nicht bei der 60, sondern bei der Frage, ob ich drei Kinder + Haushalt + Arbeiten hinbekommen kann. Also klar kann ich und muss ich und werd ich. Aber der letzte Punkt in der Gleichung, der wankt mächtig. Es haben sich ein paar Parameter im Familienalltag verschoben, die mehr Arbeit machen und die so einfach keiner geplant hat. Physiotherapie. Kieferorthopäde. 874 Kindergeburtstage. Probleme bei der Eingewöhnung in der Krippe. Und natürlich diese Pandemie, achduliebeZeit.

Und jetzt?
Jetzt ist es September Oktober fast ein volles Jahr später, ich habe diesen post völlig vergessen und gerade wieder gefunden. Hab an die Bini-auf-dem-Küchenboden gedacht und mich gewundert, wie sie das so lange geschafft hat. Muss an den Superkräften liegen. Und auch heute wieder: Die Schule geht los – aber die Kinder haben den ersten Schnupfen. Aaargh!
Aber ich darf arbeiten (weil ich gesagt hab, ich kann nicht anders. Ich kann nicht! Gott sei Dank konnte der weltbeste Mann heute ins Homeoffice für drei Stunden). Aber ohmygoodness, the struggle ist so was von real.

Wer jetzt denkt „in jedem guten essay kommt eine Wendung am Ende und alles wird gut“, dem kann ich nur mit hochgezogenen Schulter sagen:

Das hier ist ganz offensichtlich noch nicht das Ende.

Eine struggelnde Bini

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